Ägyptologie im „Seminar für Orientkunde”
1948 - 1953 Prof. Dr. Wolja ERICHSEN (Honorarprofessor; Altägyptisch, Demotisch, Koptisch)
1953 - 1963 Priv.-Doz./Prof. Dr. Erich LÜDDECKENS (Habilitation 1953: Ägyptische Eheverträge)
Ägyptologie im „Seminar für Klassische Philologie”
1963 - 1977 Univ.-Prof. Dr. Erich WINTER
„Seminar für Ägyptologie”
1980 - 1982 Univ.-Prof. Dr. Karl-Theodor ZAUZICH
„Institut für Ägyptologie”, ab 2002 „Institut für Ägyptologie und Altorientalistik”
1982 - 1997 Univ.-Prof. Dr. Rolf GUNDLACH (Ägyptologie)
1996 - 2009 Univ.-Prof. Dr. Eva A. BRAUN (Vorderasiatische Archäologie)
seit 1998 Univ.-Prof. Dr. Ursula VERHOEVEN-VAN ELSBERGEN (Ägyptologie)
seit 2001 Univ.-Prof. Dr. Doris PRECHEL (Altorientalische Philologie)
2009-2013 Univ.-Prof. Dr. Adelheid OTTO (Vorderasiatische Archäologie)
seit 2010 Univ.-Prof. Dr. Tanja POMMERENING (Ägyptologie)
Ab 2013: Ägyptologie und Altorientalistik im "Institut für Altertumswissenschaften"
Ägyptologie
1948-1977
Erstmals nach Kriegsende wurde das Fach Ägyptologie von 1948-1953 von dem dänischen Ägyptologen Wolja ERICHSEN (1890-1966) in Mainz vertreten, der als Honorarprofessor die Sprachstufen Altägyptisch, Demotisch und Koptisch innerhalb des Seminars für Orientkunde unterrichtete und Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur war. Bereits 1950 legte er den Grundstein für ein Langzeitprojekt an der Mainzer Akademie, das Demotische Namenbuch, das unter der Herausgeberschaft seines Schülers Erich Lüddeckens sowie dessen Schüler Heinz J. Thissen von 1980-2000 publiziert wurde. W. Erichsens Standardwerk, Demotisches Glossar, erschien 1954, kurz nachdem er 1953 als Professor nach Kopenhagen berufen worden war.
Von 1953-1963 lehrte Erich LÜDDECKENS (1913-2004) das Fach Ägyptologie in Mainz. Er war 1950 als Mitarbeiter zum Demotischen Namenbuch an die Akademie Mainz gekommen und hatte sich 1953 in Mainz mit einer Arbeit über Ägyptische Eheverträge habilitiert. 1964 wurde er an die Universität Würzburg berufen, wo er den ersten Lehrstuhl mit Schwerpunkt Demotistik bekleidete. 1956 wurde Günther Rudnitzky als erster im Fach Ägyptologie promoviert.
Ägyptologie im „Seminar für Klassische Philologie”
In den Jahren 1963-1977 war die Ägyptologie im Seminar für Klassische Philologie angesiedelt und wurde von Professor Erich WINTER vertreten, einem Spezialisten für die Inschriften der ptolemäischen Tempel in Ägypten. Die Publikation zum Geburtshaus des Tempels der Isis auf Philae im Rahmen eines Projektes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde 1965 von ihm abgeschlossen. 1966 fand die Promotion von Karl-Theodor Zauzich statt.
1980-1998
Nach Erich Winters Wegberufung an die Universität Trier war die Ägyptologie in Mainz ab 1977 drei Jahre unbesetzt, bis 1980 Karl-Theodor ZAUZICH zum Professor ernannt und ein eigenständi¬ges "Seminar für Ägyptologie" begründet wurde. Bereits 1982 wurde ihm jedoch die Nachfolge E. Lüddeckens in Würzburg angeboten.
1982 wurde Rolf GUNDLACH nach Mainz berufen, der die bisherigen Forschungsschwerpunkte im Bereich des griechisch-römischen Ägypten zu den "klassischen" Epochen des Alten bis Neuen Reiches verlagerte und zwei neue große Themenbereiche in Mainz ansiedelte: Die ägyptischen Tempel und die ägyptische Königsideologie. In internationaler Kooperation begründete er zwei Tagungsreihen zu diesen Themen, deren Akten in eigenen Reihen herausgegeben werden. R. Gundlach betreute insgesamt 16 Promotionen. Durch eine Umhabilitierung wurde 1993 auch Thomas VON DER WAY Mitglied des Lehrkörpers. Das Fachgebiet erhielt Institutsstatus und zog aus drei Räumen im Philosophicum in drei Wohnungen im Pfeifferweg 5 um. Mitte der 1990er Jahre richtete R. Gundlach an der JGU Mainz den Interdisziplinären Arbeitskreis "Nordafrikanisch-Westasiatische Studien" ein, dessen Ziel die Beantragung und Etablierung des Sonderforschungsbereiches 295 war. Unter dem Titel "Kulturelle und sprachliche Kontakte - Prozesse des Wandels in historischen Spannungsfeldern Nordostafrikas/Westasiens" wurde dieser SFB mit der maximalen Laufzeit von zwölf Jahren 1997- 2008 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert (Sprecher: 1997-1998 R. Gundlach, 1999 M. Kropp, 2000-08 W. Bisang).
Die Lehr- und Forschungstätigkeiten R. Gundlachs sind nach seiner Pensionierung 1997 nicht abgebrochen, er gründete 2004 die inzwischen bereits zehnbändige Mainzer Reihe „Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen”, initiierte einen Arbeitskreis Militärgeschichte, gab diverse Tagungsbände heraus und publizierte zwei Monographien.
Ab 1998
1998 wurde Ursula VERHOEVEN-VAN ELSBERGEN zur Nachfolgerin R. Gundlachs ernannt. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Gebieten der ägyptischen Philologie und Religion, der Totenbuchforschung und der Hieratistik. Im Rahmen des SFB 295 leitete sie unter anderem ein Projekt zur Verehrung der ägyptischen Kindgötter. Durch die Mitarbeit von Dagmar BUDDE ist seit 2000 auch die Ptolemaistik wieder am Institut vertreten. Seit 2005 läuft in Kooperation von U. Verhoeven mit Jochem Kahl und Mahmoud El-Khadragy eine DFG-Langzeitförderung an der JGU Mainz zur Erforschung der Nekropole von Assiut mit regelmäßigen Feldarbeiten. 2006-2008 war Jochem KAHL außerplanmäßiger Professor am Fachgebiet, bevor er an die FU Berlin berufen wurde. Für die Zeit von 2010-2015 erhielt U. Verhoeven ein Fellowship des Gutenberg Forschungskollegs. Für ihre Vertretung wurde eine zweite Ägyptologie-Professur eingerichtet, auf die mit Tanja POMMERENING eine sowohl philologisch als auch archäologisch arbeitende Ägyptologin berufen werden konnte, die zudem als Naturwissenschaftlerin und Wissenschaftshistorikerin ausgewiesen ist. Mit Einrichtung des Graduiertenkollegs 1876 wurde diese Professur 2013 entfristet. Im selben Jahr habilitierte sich Dagmar Budde im Fach Ägyptologie.
Altorientalistik
Ab 1996
Im Zuge der Konstituierung des SFB 295 wurde von Seiten der Universität eine neue Professur für Vorderasiatische Archäologie eingerichtet, die von 1996-2009 mit Eva A. BRAUN-HOLZINGER besetzt wurde. Sie leitete nicht nur mehrere SFB-Teilprojekte zu interkulturellen Aspekten ikonographischer Forschung, sondern holte auch das DFG-finanzierte Grabungsunternehmen in Haft Tepe/Iran nach Mainz.
2001 kam eine weitere neue Professur, und zwar für Altorientalische Philologie, hinzu, die zunächst als Förderung des SFB 295 für fünf Jahre von der DFG finanziert und anschließend von der JGU Mainz übernommen wurde. Den Ruf erhielt Doris PRECHEL, deren Schwerpunkte in den Bereichen der Assyriologie und der Hethitologie liegen.
Dank diverser Ankäufe und Schenkungen, u.a. der Bibliotheken von Max Freiherr von Oppenheim und R.M. Boehmer, entstand in diesen Jahren in Mainz eine Bibliothek für alle Bereiche der Altorientalistik, die trotz ihres jungen Alters über umfangreiche Alt- und Neubestände verfügt. Der neu eingerichtete Magisterstudiengang Altorientalistik konnte mit zwei Studienrichtungen studiert werden, die Vorderasiatische Archäologie wurde außerdem als Schwerpunkt im B.A. Archäologie integriert.
2002 erhielt das Institut die umfassendere Bezeichnung "Institut für Ägyptologie und Altorientalistik".
Dirk WICKE leitet seit 2007 eine Grabung in Ziyaret Tepe in der Türkei, seit 2010 im Rahmen eines eigenen DFG-Projekts. 2010 habilitierte er sich im Fach Vorderasiatische Archäologie.
2009 übernahm Adelheid OTTO die Nachfolge E.A. Brauns für das Fach Vorderasiatische Archäologie und brachte weitere Forschungsprojekte nach Mainz, die DFG-finanzierte Ausgrabung von Tall Bazi (Syrien), ein französisch-deutsches (ANR/DFG) Projekt zur Historischen Geographie Obermesopotamiens und eine Beteiligung an dem internationalen Grabungsprojekt von Tall Beydar (Syrien), mit dessen Koordination Aaron Schmitt und Alexander Pruß betraut sind.
2013 wurde Adelheid Otto an die LMU München wegberufen. Ihre Nachfolge trat 2015 Alexander PRUß an.
Aktuelle Studiengänge
Seit dem WS 2008/09 existiert ein interdisziplinärer B.A.-Studiengang „Ägyptologie/Altorientalistik”, dem ab WS 2010/11 ein entsprechender Master gefolgt ist. In beiden Studiengängen ist ein disziplinärer Fokus auf die Einzeldisziplinen Ägyptologie, Vorderasiatische Archäologie oder Altorientalische Philologie möglich. Eine Promotion ist in allen drei Fachdisziplinen möglich.